Kunst ist keine Erziehungsdiktatur

„Weg mit dem Schmutz!“ Mit diesen Worten beschwor Michel Abdollahi im Herbst 2016 die Hamburger. Zwei Wochen lang hatte der Künstler die Skulptur eines riesigen Küchenschwamms in die Hafencity gelegt. „Wir müssen uns wehren, wir dürfen uns nicht daran gewöhnen“ verteidigte er seine spektakuläre Aktion gegen Populismus, Minderheitenhetze und Rassismus. Wenn der Kulturkampf gegen rechts so einfach wäre, wie es diese fröhliche Reinigungsfantasie suggeriert. „Kunst ist keine Erziehungsdiktatur“ weiterlesen

Documenta unter Druck von rechts

Das kleine „g“. Auf diesen Buchstaben reduziert sich die Furcht, es gäbe eine politische Kampagne gegen die Documenta. Doch dass die Kasseler diesen Buchstaben aus ihrer „g“emeinnützigen Documenta-Gesellschaft streichen wollen, ist bislang nur ein Gerücht. Trotzdem hält es eine anschwellende Zahl von Kritikern für ausgemacht, dass die mythische Schau in eine Profitmaschine umgewandelt wird. „Documenta unter Druck von rechts“ weiterlesen

Das Kavala-Signal

„Wir haben den Glauben an Demokratie, Frieden und die Herrschaft des Rechts verloren“. Der Stoßseufzer, den die Istanbuler Wirtschaftsprofessorin Ayşe Buğra kürzlich ausstieß, galt eigentlich dem Schicksal ihres Mannes. Mit ihm ließe sich aber auch die Stimmung in der Kunstszene in der Türkei generell beschreiben. Nach dem überraschenden Zugriff auf Osman Kavala Mitte Oktober auf dem Istanbuler Flughafen kann sich niemand mehr Illusionen über die Lage machen. „Das Kavala-Signal“ weiterlesen

Bauernopfer Kulenkampff

Symbolpolitik der vordergründigen Art. Mehr ist die Entscheidung nicht, dass Annette Kulenkampff im nächsten Sommer ihr Amt als Geschäftsführerin der Documenta aufgeben wird. Zwar sieht es so aus, als ob die Stadt Kassel und das Land Hessen beherzt Konsequenzen aus dem saftigen Fünfmillionen-Defizit der 14. Ausgabe der Weltkunstschau ziehen. „Bauernopfer Kulenkampff“ weiterlesen

Istanbul-Biennale 2017: Kein Appeasement mit der Diktatur

Ein emotionsloser, durchdringender Blick hinter den dreckigen Fenstern eines Hauses. Kaum ein Werk demonstriert das Motiv des Doppeldeutigen, das die 15. Istanbul-Biennale durchzieht, besser als „Life Track“ – das Video des georgischen Künstlers Vajiko Vhachkiani. Treibt den langsam näherkommenden Mann in dem Bungalow Interesse oder Abwehr? Will er uns begrüßen, Angst machen, auf die Finger schauen? Kann man diesem leicht verwahrlosten Nachbarn mit fettigen Haaren trauen? „Istanbul-Biennale 2017: Kein Appeasement mit der Diktatur“ weiterlesen