Ist Kunst Spekulationsobjekt? Wer die boomenden Kunstmessen dieser Welt von Köln bis Hongkong beobachtet, wird verständnislos schauen. Natürlich wird mit Kunst spekuliert. Und dass ein Stadtkämmerer im armen Ruhrgebiet glänzende Augen bekommt, wenn er sieht, welch schwindelerregende Summen ein Picasso, Matisse oder Munch immer neu auf internationalen Auktionen erzielen, lässt sich da leicht nachvollziehen. Doch was sich die Essener Stadtväter nun haben einfallen lassen, um den löchrigen Säckel ihres Gemeinwesens zu stopfen, mutet denn doch arg spekulativ an. „Eine Frage der Wertschätzung“ weiterlesen
Ein alter Mann beschämt Deutschland
„Freiwillig gebe ich nichts zurück, nein, nein.“ So hatte “Der Spiegel” den Münchener Kunstsammler Cornelius Gurlitt noch im letzten November zitiert. Nun hat sich der 81jährige bereit erklärt, alle unter Raubkunstverdacht stehenden seiner 1400 konfiszierten Bilder freiwillig auf ihre Herkunft untersuchen zu lassen. Und infrage kommende Bilder zurückzugeben. Im Gegenzug endet ihre Beschlagnahme. „Ein alter Mann beschämt Deutschland“ weiterlesen
Lewitscharoffs „Abartigkeiten“
“Darf ich nicht sagen, was ich denke?” In Interviews heute gefällt sich Sibylle Lewitscharoff in der Pose der unschuldig Verfolgten. Als ob die Berliner Autorin nicht wüsste, wie weit sie gegangen ist. Bei dieser Frau sind keineswegs “alle Sicherungen durchgebrannt”, als sie ihren Vortrag „Von der Machbarkeit. Die wissenschaftliche Bestimmung über Geburt und Tod“ im Dresdner Staatsschauspiel vom Stapel ließ. Das hatte die Berliner “tageszeitung” vermutet. Spätestens als Lewitscharoff sagte: “Meine Abscheu ist stärker als die Vernunft”, ging ihre Tirade so in die deutsche Kulturgeschichte ein wie eins die Thesen von Thilo Sarrazin. Hier outete sich eine christliche Fundamentalistin. „Lewitscharoffs „Abartigkeiten““ weiterlesen
Berliner Hohlraum
Eine Stadt sucht einen Kulturstaatssekretär. In Berlin brodelt die Gerüchteküche. Die Presse vermisst die möglichen Nachfolger des gestrauchelten André Schmitz. Und dieses ziellose Personal-Gestocher im Nebel ist schon ein großer Teil des Problems. Ob es nun der ewige Beamte, Wissenschaftsstaatssekretär Nevermann, Moritz van Dülmen, der Chef der stadteigenen Kulturprojekte GmbH oder der berufsjugendliche Chef der Staatskanzlei, Björn Böhning, wird. Nur mit einem neuen Gesicht ist der Kulturpolitik in Berlin nicht geholfen. „Berliner Hohlraum“ weiterlesen
Der Große Neutralisator
Kann man den Hitlergruß neutralisieren? Zum Glück musste das Kasseler Amtsgericht gestern nicht über diese Jahrhundert-Frage entscheiden. Doch genau diese Idee, so vertraute es der Maler und Aktionskünstler Jonathan Meese diese Woche dem Spiegel an, steht hinter der abgedroschenen Provokationsgeste, die ihn vor Gericht brachte. Dass die Richter ausgerechnet in der Documenta-Stadt nicht sofort auf die grundgesetzlich verbriefte “Freiheit der Kunst” erkannt, sondern den Prozeß vertagt haben, mag deren Freunde empören. Anselm Kiefer hat’s getan, Martin Kippenberger und Laibach haben’s getan. Warum darf es nicht Jonathan Meese tun? „Der Große Neutralisator“ weiterlesen
Jakob Augstein ist kein Antisemit
Ist Jakob Augstein ein Antisemit? Die Frage klingt einigermaßen absurd. Doch wer sich die jüngst veröffentlichte Liste der zehn übelsten Antisemiten der Welt, herausgegeben vom Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles, anschaut, wird nicht schlecht gestaunt haben. Der Verleger der Wochenzeitung Freitag, Mitgesellschafter des Spiegel und ubiquitäre Fernsehintellektuelle auf einer Liste mit dem iranischen Präsidenten und Holocaust-Leugner Mahmoud Ahmadinejad, dem Chef der rechtsextremen ukrainischen Svoboda-Partei Oleg Tyagnibok und dem amerikanischen Rassisten Louis Farrakhan, dem Führer der afro-amerikanischen Bewegung „Nation of Islam“. „Jakob Augstein ist kein Antisemit“ weiterlesen
Protestantische Ästhetik
Regenjacke schlägt Signalfarbe. So könnte man das Ergebnis der Urwahl der Grünen für die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl im nächsten Jahr zusammenfassen. Statt mit der schrillen Claudia Roth ziehen die Grünen mit einem derart gedeckten Doppel in den Wahlkampf, dass Angela Merkel mit ihren kürbis- türkis- und pflaumenfarbenen Blazern gegen die frisch gekürte Doppelspitze der Grünen schon fast wieder wie ein bunter Vogel wirkt. „Protestantische Ästhetik“ weiterlesen
Die Selbstabschaffung der Kunst
Ein flatternder Sonnenvogel, der an einer rosaroten Blüte nascht. Das Bild, das der Künstler Khaled Jarrar vor Kurzem in Berlin vorstellte, sah auf den ersten Blick wie eine Kitschpostkarte aus. Wer unter der anrührenden Idylle die Inschrift „State of Palestine“ las, bemerkte die Absicht. Der palästinensische Künstler hatte eine Briefmarke für einen Staat erfunden, der überhaupt noch nicht existiert. „Die Selbstabschaffung der Kunst“ weiterlesen
Berliner Büchervernichtung
Deutschland schafft sich ab. 1, 3 Millionen Exemplare hat Thilo Sarrazin von seinem antimuslimischen Bestseller verkauft. Angesichts dieses sensationellen Erfolgs ist es absolut verständlich, dass viele die Frage quält, welches Kraut gegen den latenten Rassismus gewachsen ist, den er darin so massenwirksam verbreitet.
Der Berlin-Biennale dürfen wir zumindest für die Erkenntnis dankbar sein, wie dieser Geisteshaltung auf gar keinen Fall beizukommen ist. „Deutschland schafft es ab“ heißt das Werk, mit der sich der Bildhauer und Videokünstler Martin Zet an der 7. Ausgabe der Schau beteiligen will, die die Berliner Kunst-Werke im April veranstalten. Es soll, so der Künstler, eine „raumgreifende Installation“ werden. „Berliner Büchervernichtung“ weiterlesen
Nachhilfe für die Politik?
Schwere Quader aus Stein. Der Künstler Olafur Eliasson hatte den Weg in seine große Ausstellung „Innen Stadt Außen“ vergangenes Frühjahr im Martin-Gropius-Bau nicht ohne Grund mit Gehwegplatten gepflastert. Mit der Installation wollte er an das aufregende Leben im Berlin der Nachwendezeit erinnern. Die politischen und kulturellen Räume, die sich damals öffneten, hatten den 1967 geborenen Dänen künstlerisch mehr geprägt als seine Ausbildung an der Kunstakademie Kopenhagen. 1994 zog er an die Spree. „Nachhilfe für die Politik?“ weiterlesen