Habe vor ein paar Tagen die Lektüre von Fritz J. Raddatz’s Tagebüchern der Jahre 1982-2001 beendet. Der legendäre Feuilletonist der „Zeit“, ist schon ein echter Ästhet. Der Mann, der 1980 wegen eines peinlichen Goethe-Zitats über den Frankfurter Hauptbahnhof seinen Posten als Feuilletonchef der „Zeit“ räumen musste, versucht seine Existenz als Gesamtkunstwerk zu inszenieren. Der Edel-Prekarier, der immer über das mangelnde Geld klagt, frühstückt morgens im Wintergarten seiner Hamburger Wohnung von einer Tischdecke aus weißer Seide unter einem Orchideenbaum zu Mozartmusik. Auf dem Weg zu seiner Ferienwohnung auf Sylt hört er im Porsche Rachmaninoff. Und verzweifelt an alten Schulkameraden, die nicht wissen, was Avocados sind, nicht mit dem Fischbesteck essen können, noch nie eine Auster gesehen haben und den Namen Botero nicht kennen. „Häßliche Menschen mit Hängetitten“ weiterlesen