Selfies: So neu ist diese schöne Kulturtechnik nun wirklich nicht, wie jetzt einige tun. Es ist da ähnlich wie bei der virtuellen Realität. Auch sie hatte ihre Vorläufer. Schon das Barock mit seinem Hang zum Illusionismus stützte sich auf raffinierte malerische Täuschungstechniken und virtuelle Effekte. Das Trompe-l’œil zum Beispiel sollte mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuschen. Und was das „Selfie“ anbetrifft, kann man ohne Mühe 150 Jahre zurückgehen. Gegen das „Selbstbildnis als Verzweifelter“, das der französische Maler Gustave Courbet 1844/45 schuf, ist der amerikanische Schauspieler James Franco, der ungekrönte König der digitalen Selbstentblößungen, ein ziemlicher Waisenknabe.