Frau Yadigars Blumen. Irgendwann ist wahrscheinlich jeder Berliner schon einmal an dem 45 Quadratmeter-Glasverschlag in der Fußgängerebene des U-Bahnhofs Kottbusser Tor vorbeigekommen. Seit 33 Jahren steht Yadigar Igde in dieser floralen Zwischenwelt, 14 Stunden am Tag. „Frau Yadigars Blumen“, die temporäre Installation, mit der die Berliner Foto-Galerie „Maifoto“ vergangene Woche diese prekäre Existenz am Rand ins Rampenlicht der Kunstwelt rückte, war Soli-Aktion, Kontextverschiebung und Perspektivwechsel zugleich.
Frau Yadigar, sichtlich aufgeregt und verlegen, wickelte allen Gästen einen wunderschönen Blumenstrauß fachgerecht in Spezialpapier. Die Komposition von Fotografin Ute Langkafel zeigt Bilder des Ladens mit den Namen aller Blumensorten, die die 55-Jährige in ihrem Laden verkauft: Von der Mimose über den Goldbecher bis zur Yucca-Palme. Für einen Abend wurde deren Arbeit zur Performance. Und die Frau, die „immer unten“ ist, kam mal „nach oben“. Sie haben die Aktion verpasst? Kein Problem.
Bei dieser Aktion ist es nicht wie bei Christo. Sie bleibt nicht nur in der Erinnerung bestehen. Diese Kunst kann man täglich sehen. Einfach zum legendären Kotti fahren, eine Etage hinabsteigen. Dann kann man sich theoretisch sogar täglich von dem überzeugen, was die Autorin Mely Kiyak in einem eigens für den Abend verfassten Langpoem mit dem Titel „Frau Yadigars Blumen“ zutreffend so beschrieben hat: „Frau Yadigar ist schön. Ihr Laden auch“. Foto: Ute Langkafel/Maifoto