Die türkische Zivilgesellschaft lebt. Das war die Botschaft des Gerechtigkeits-Marsches des türkischen Oppositionsführers Kemal Kılıçdaroğlu von Ankara nach Istanbul. Die Nachricht von der Eröffnung der Sinopale ist ein weiteres Indiz, dass die Lichter der Freiheit und des Widerstands noch nicht gänzlich ausgegangen sind am Bosporus. „Sinopale als Hoffnung“ weiterlesen
Wahrnehmungssouveränität – Kunst und Politische Bildung
(1.Wer bin ich und was ist mein Bezug zur Politischen Bildung?)
(1) Mein Name ist Ingo Arend, ich arbeite als Kulturjournalist und Essayist für bildende Kunst, Literatur und Kulturpolitik. Auf meinem Blog Ästhetik und Demokratie befasse ich mich mit dem Zusammenhang von Kunst, Ästhetik und Politik. Mein Bezug zur politischen Bildung vermittelt sich über Kritik an Kunstwerken und über die Frage nach der politischen Wirkung von Kunst. Ich versuche heute auf den Beitrag von Kunst zur politischen Bildung einzugehen, in dem ich frage, wie Ästhetik unsere Wahrnehmung ausbildet. „Wahrnehmungssouveränität – Kunst und Politische Bildung“ weiterlesen
Eine Frage des offenen Blicks
Als türkische Richter vergangenes Jahr die kurdische Künstlerin Zehra Doğan fragten, ob sie Fotos türkischer Häuser in Kurdistan mit türkischen Flaggen versehen habe, antwortete die junge Malerin und Journalistin wie einst Picasso: „Sie haben dieses Bild gemalt, nicht ich“. Mit denselben Worten hatte der Maler einst einen deutschen Soldaten in Paris beschieden, der ihn fragte, ob er das Bild „Guernica“ gemalt habe – eine Ikone der politischen Kunst. Picassos Antwort sollte zeigen: Dass dieses Bild überhaupt nötig geworden war, das war allein die Schuld der Deutschen. „Eine Frage des offenen Blicks“ weiterlesen
Von Athen lernen oder Kassel demontieren?
„Documenta is the Botox of Capitalism“. Die Umhängetasche mit diesem Spruch, mit der ein Biennalen-Aktivist über die Documenta 14 in Athen flanierte, war natürlich eine populistische Provokation. Ganz abwegig ist der Spruch nicht.
Viele der derzeit fast 200 Biennalen in aller Welt verdanken sich politischen Instrumentalisierungen. Sie dienen dem „nation building“ oder lokalem Stadtmarketing. Und auch diese Schau ließe sich als Geste kultureller Wiedergutmachung für die Austeritäts-Politik Angela Merkels und Wolfgang Schäubles lesen. Stammt doch der überwiegende Teil des Geldes, das die Documenta in Hellas ausgeben konnte, vom deutschen Steuerzahler. „Von Athen lernen oder Kassel demontieren?“ weiterlesen
Jenseits des binären Codes
Ein weißer Quader, wie aus dem Bilderbuch des architektonischen Minimalismus. Darinnen ein Labyrinth verschachtelter Räume, das Ganze aufgestellt in einem öffentlichen Park. „Cruising Pavillon“ nannte das Künstlerpaar Elmgreen & Dragset 1998 seine Installation in Aarhus. Mit ihr visualisierte es das Paradox, dass die schwule Subkultur ihre intimen Räume oft genug dadurch gewinnt, dass sie „straighte“ Kontexte umfunktioniert. „Jenseits des binären Codes“ weiterlesen
Occupy Museum
„Museum Kunstpalast on the brink of an desaster“. Those were the headlines in the spring of last year. The museum, rich in tradition, in the capital of german state northrine-westfalia had to announce its temporary shutdown as an arts museum. The reason: the sponsor for many years, EON, one of the largest energy-companies ended ist cultural engagement for the house. Until the end of 2017, which means this year, the trust wants to withdraw from ist financing of the museum kunstpalast – „amongst other things“- as it was announced in the notification somewhat bashful, because of the move of the companys headquarter to Essen. „Occupy Museum“ weiterlesen
Kultur gegen rechts?
Was tun gegen rechts? Über kaum eine Frage streitet der Kulturbetrieb derzeit leidenschaftlicher. Reicht es noch, so das stete Memento, Ausstellungen zu eröffnen, Festivals zu besuchen oder neue Paul-Auster-Romane zu lesen, wenn gerade Demokratie, Europa und Menschenrechte geschleift werden?
Der Fotokünstler Wolfgang Tillmans beschwor dieser Tage pathetisch den „Kairos-Moment“: Historische Aufgabe der Stunde sei es, so der sonst eher zurückhaltende Liebhaber des subkulturellen Faltenwurfs, die libertäre gegen die autoritäre Gesellschaftsordnung zu verteidigen. Muss die Kultur also jetzt Aufstehen gegen rechts? „Kultur gegen rechts?“ weiterlesen
Drink of the day: Mexicano
2 parts tequila, 1 tsp grenadine, ½ parts lemon juice, 1 part pineapple juice. ice cubes. fill up the shaker with ice, pour pineapple, juicelemon, juicegrenadinetequila into the shaker, shake well, strain into the cocktail glass. Raise your glass, pay a tribute to the (hard working) mexican people. Donald J. Trump will pay for it (reimbursement).
Ein guter Nachbar
Einen guten Nachbarn? Hätte vermutlich jeder gern. Jemand, der deine Post im Urlaub sammelt oder schnell mal als Babysitter einspringt. Auch gegen eine alte Dame hätten wir nichts, die uns zum fünfzigsten Mal die Geschichte ihrer Enkel erzählt. Ein Mann freilich, der seine Tür mit der Waffe in der Hand öffnet, sollte es möglichst nicht sein.
Schwer zu sagen, was einen guten Nachbarn wirklich ausmacht: Er soll hilfsbereit sein, aber doch zurückhaltend, intim, aber diskret, vertraut und fremd. Jedenfalls hat jeder welche. Nachbarn stehen für das Netzwerk unseres Lebens, verkörpern die Frage: Wie gehen wir miteinander um? „Ein guter Nachbar“ weiterlesen
Eine für alle?
Zombie-Abstraktion und tumbe Malerei. Christian Viveros-Fauné, der Kritiker des Online-Magazins „artnet“, war entsetzt. Beim Gang über die, jedes Jahr Anfang Dezember öffnende Art Basel Miami Beach, entdeckte er vor ein paar Jahren nur Kunst, die „schön, glitzernd und substanzlos bis zum Punkt“ war. „Leicht wie Luft“ müssten die Arbeiten sein, die den Mega-Reichen gefallen, die sich dort regelmäßig tummeln. Ihre kritische Kraft habe die dort angebotene Kunst in den „Mülleimer der Geschichte“ befördert, so grell und effekthascherisch wie sie sich dort gebe. „Eine für alle?“ weiterlesen