Regenjacke schlägt Signalfarbe. So könnte man das Ergebnis der Urwahl der Grünen für die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl im nächsten Jahr zusammenfassen. Statt mit der schrillen Claudia Roth ziehen die Grünen mit einem derart gedeckten Doppel in den Wahlkampf, dass Angela Merkel mit ihren kürbis- türkis- und pflaumenfarbenen Blazern gegen die frisch gekürte Doppelspitze der Grünen schon fast wieder wie ein bunter Vogel wirkt.
Unauffälligere Eminenzen als Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt sind im Mustopf der einstmals Alternativen kaum vorstellbar. Schon klar: Die Abstimmung war eine taktische Wahl. Neben den Linken Trittin glaubten viele, die bürgerliche Evangelin aus dem Osten stellen zu müssen. Und Demokratie muss massen-, also kleinbürgerkompatibel, also unästhetisch, also grau sein. Seufz. Aber der Entscheid der grünen Basis ist auch ein – unbewußter? – Entscheid gegen die immer wieder euphorisch beschworene, „bunte“ Koalition, die den neoliberalen Zeitgeist und seine überforderten Handwerker ablösen soll.
Stattdessen hat man sich der steingrauen Mimikry der Macht verschrieben. Kommt der dunkelblaue Isegrimm Steinbrück noch dazu, verblasst das Projekt des zivilisatorischen Umbaus, vulgo: Rot-Grün, endgültig zum chromatischen Einerlei. Zur protestantischen Ethik gesellt sich nun also noch die protestantische Ästhetik. Weckt das die Kräfte der Fantasie? Grüne – mir „graut“ vor Euch.